Reggio-Pädagogik

Ein Überblick

  • Das Bild vom Kind - Das Kind als "eifriger Forscher" und "Konstrukteur seiner Entwicklung"
  • Die Bedeutung von Identität und Gemeinschaft
  • Die Vorstellung von Entwicklung und Lernen
  • Die Projektarbeit
  • Die Rolle der Erzieher/in  
  • Der Raum als „dritter Erzieher“
  • Kinderparlament
  • Partizipation

Was ist Reggio?

Im Norden Italiens liegt die Stadt Reggio. Die kommunalen Kindertagesstätten des Ortes haben eine ganz besondere pädagogische Art des Arbeitens entwickelt. Von der UNESCO erhielt die Reggio-Pädagogik 1991 sogar die Auszeichnung "weltbeste Vorschulpädagogik" - die erste zahlreicher weiterer Ehrungen. Hier in Deutschland gibt es inzwischen eine große Anzahl Reggio-orientierter Kindergärten.

Die Rolle der Räume

Die Räume haben unterschiedliche Funktionen. Nicht nur sollen sie anregend sein und Herausforderung bieten. Auch ist es wichtig, dass sie für Geborgenheit und Rückzugsmöglichkeiten sorgen, egal ob als Gruppenraum oder funktionsgebundene Räume. Dabei bieten Einrichtung und Material nicht nur ordnende Orientierung, sie ermöglichen auch unterschiedliche Perspektiven und laden zum forschenden Lernen ein.

 

Das Kinderparlament

In einer Reggio-Einrichtung verfügen die Kinder über ein großes Selbstbewusstsein. Das trägt dazu bei, dass Sie auch später Konflikte konstruktiv und ohne Gewalt lösen. In Projekten wird das Augenmerk nicht auf das Ergebnis gelegt, sondern auf den Weg dorthin.

 

Das Kinderparlament nimmt eine wichtige Rolle in unserem Alltag ein. Im Mittelpunkt steht Mitbestimmung und Verantwortung. Im Kinderparlament lernen die Kinder folgendes:

  • Anderen zuhören und andere ausreden lassen
  • Sich an Absprachen und Regeln halten
  • Ideen und Wünsche äußern
  • Lösungsstrategien für Probleme entwickeln
  • Mehrheitsbeschlüsse finden und akzeptieren
  • Sprachfähigkeit erweitern durch Kommunikation untereinander
  • Konflikte konstruktiv bearbeiten

Projektarbeit

Herzstück der Reggio-Pädagogik bilden Projekte. Diese sind sehr vielfältig und können eine Stunde dauern oder mehrere Monate. Dabei ist das Interesse der Kinder an einem Thema der Ausgangspunkt, egal ob es Fragen sind, die die Kinder stellen, oder ein reges Interesse, das die Erzieherinnen und Erzieher beobachten. Ziel ist nicht unbedingt, eine Antwort auf eine Frage zu finden. Vielmehr geht es darum, den Kindern die Möglichkeiten und Mittel zur Verfügung zu stellen, einen eigenen Weg dorthin zu finden.


Die hundert Sprachen des Kindes

Ein Kind hat
hundert Sprachen
hundert Hände
hundert Gedanken
hundert Weisen zu denken
zu spielen und zu sprechen. Ein Kind ist aus hundert gemacht
Ein Kind hat
hundert Sprachen
hundert Hände
hundert Gedanken
hundert Weisen zu denken
zu spielen und zu sprechen.
Immer hundert Weisen
zuzuhören
zu staunen und zu lieben
hundert Weisen zu singen und zu verstehen
hundert Welten zu entdecken
hundert Welten zu erfinden
hundert Welten zu träumen
Ein Kind hat hundert Sprachen
doch es werden ihm neunundneunzig geraubt.
Die Schule und die Umwelt trennen ihm den Kopf vom Körper.
Sie bringen ihm bei
ohne Hände zu denken
ohne Kopf zu handeln
ohne Vergnügen zu verstehen
ohne Sprechen zuzuhören
nur Ostern und Weihnachten zu lieben und zu staunen.
Sie sagen ihm, dass die Welt bereits entdeckt ist
und von hundert Sprachen rauben sie dem Kind neunundneunzig.
Sie sagen ihm
dass das Spielen und die Arbeit
die Wirklichkeit und die Phantasie
die Wissenschaft und die Vorstellungskraft
der Himmel und die Erde
die Vernunft und der Traum
Dinge sind, die nicht zusammengehören.
Sie sagen also, dass es die hundert Sprachen nicht gibt.
Das Kind sagt: “Aber es gibt sie doch.”

Loris Malaguzzi

(Begründer d. Reggio-Pädagogik